Projektträger: Caritasverband für das Erzbistum Hamburg e. V.
Projektinhalte: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erleben ihre Umwelt als in starkem Maße fremd- und vorbestimmt. Oft schätzen sie die eigenen Handlungsmöglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung ihrer sozialen Umwelt sowie relevanter politischer Gremien (Schüler- und Gemeindevertretungen, Betriebsräte, Jugendparlamente und –foren etc.) als sehr gering ein und schreiben individuellem sozialem und/oder politischen Engagement demzufolge (gemäß eigener Selbstwirksamkeitserwartungen) einen niedrigen Stellenwert zu. Zudem sind initiierte Beteiligungsprozesse für Jugendliche oft durch eine Hochschwelligkeit gekennzeichnet, da die individuellen Anforderungen an den/die Adressaten hinsichtlich Ausdauer, Eigenmotivation, Frustrationstoleranz und einem abstrahierenden Verständnis komplexer politisch-administrativer und gesellschaftlicher Prozesse die Qualität von Partizipationserfahrungen bestimmen. Diesem Umstand ist es geschuldet das sich viele Jugendliche eher demokratiefeindlichen Gruppierungen zuwenden. Der daraus resultierenden gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit gilt es entgegen zu wirken.
Die legale Graffiti-Wand in Klein Lukow ist grade für jugendliche aus dem ländlichen Raum eine Möglichkeit sich frei und selbstbestimmt auszudrücken und den Sozialraum auch als den ihren anzunehmen.
Mithilfe von Street Art, eine Form bildender Kunst, wird jungen Menschen ein Zugang zur künstlerischen, öffentlichen Meinungsäußerung geboten. Zugleich fungiert Street Art per se als Instrument der Aneignung öffentlichen Raumes. Diese plakative Form der Aneignung bietet Jugendlichen, die im Gebiet Amt Penzliner Land als ländlichem Raum ohnehin nur sehr eingeschränkt wahrnehmbar sind, eine künstlerische Möglichkeit der Sichtbarwerdung im eigenen Sozialraum. Da Streetart-Künstler eine generelle Kriminalisierung erfahren und nur wenig legale Möglichkeiten zur Ausübung ihrer Kunst im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte vorfinden, ist die Bereitstellung einer 50 Meter langen Wand im Ort Klein Lukow durch die Ordnungsbehörde des Amt Penzliner Land ein Glücksfall für interessierte Jugendliche und junge Erwachsene. Legale Streetart-Flächen befinden sich nach unserem Kenntnisstand derzeit lediglich in der Stadt Greifswald.
Im Hinblick auf die besondere Situation der Jugendlichen im ländlichen Raum ist die Gestaltung der freien Streetart-Fläche in Klein Lukow neben der künstlerischen Meinungsäußerung auch eine Möglichkeit der Begegnung und des Austausches. Absprachen und Entscheidungsprozesse werden durch die Mitarbeiter der Moju-Penzlin moderiert und auf basisdemokratischer Ebene durchgeführt.
Angesichts der guten Resonanz die die Streetart-Fläche in Klein Lukow erfährt, soll das Graffiti-Eventregelmäßig vor Ort durchgeführt werden.
Geplant sind vier Veranstaltungen, wobei die vierte, die Abschlussveranstaltung im September, der Höhepunkt des Projektes werden soll. Zu diesem Zwecke soll eine öffentlichkeitswirksame Ausstellung organisiert werden, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein soll und die Arbeit der Jugendlichen wertschätzt. Als Highlight der Veranstaltung soll ein Poetry-Slam durchgeführt werden. Der Poetry-Slam soll eine erweiterte Möglichkeit der künstlerischen öffentlichen Meinungsäußerung fungieren und bietet allen Teilnehmern eine künstlerische Möglichkeit der Sichtbarwerdung im eigenen Sozialraum.