Ausgrenzung und deren Folgen – Medienpädagogisches Aufklärungsprojekt

Projektträger: Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Projektinhalt: Aus dem Projekt „Life belongs to the living“, welches 2014 im Rahmen des Bundesprogrammes „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ entstand, ging neben der Ausstellung „Jüdisches Leben in Waren (Müritz)“ der Film „Gerdas Geheimnis“ hervor. Dieses Projekt war ein Kooperationsprojekt zwischen der RAAbatz Medienwerkstatt Mecklenburgische Seenplatte, dem Richard-Wossidlo-Gymnasium in Waren (Müritz) sowie der Altschülerschaft des Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Waren (Müritz).

Als die Jüdin Gerda Löwenberg im September 2013 in Amerika verstarb, nahmen Frau Dr. Rother und ihre Schüler Kontakt mit Gerdas Tochter Susan auf, um einige Informationen für einen Nachruf in der regionalen Zeitung zu erbitten. Daraufhin kam eine unerwartete und überraschende Reaktion aus Amerika.

Gerdas Tochter Susan hatte erst kurz vor dem Tod ihrer Mutter erfahren, dass sie jüdisch ist und ihre gesamte Familie von den Nationalsozialisten nach Minsk deportiert und dort ermordet worden war. Auf Grund von Gerdas Demenzerkrankung war es Susan nicht mehr möglich, Einzelheiten und Zusammenhänge von ihrer Mutter zu erfahren.

Unter den Schülern des Richard Wossidlo Gymnaisums Waren (Müritz) und ihrer Lehrerin Frau Dr. Rother entstand in enger Zusammenarbeit mit der RAAbatz Medienwerkstatt die Idee die persönliche Geschichte von Gerda Löwenberg und ihrer Familie filmisch aufzuarbeiten und ihre Tochter Susan nach Waren(Müritz) einzuladen um gemeinsam auf eine Spurensuche in die Vergangenheit zu gehen. Die Familie Löwenberg war eine der angesehensten jüdischen Familien Warens.

Im Fokus des Filmes stehen, neben biografischen Aufarbeitung des Lebens von Gerda Löwenberg zur Zeit des Nationalsozialismus in Waren (Müritz) und auch später in Amerika, die Fragen nach den Ursachen dieses unerklärlichen Schweigens von Gerda und ihrem Mann gegenüber ihrer einzigen Tochter. Der Film „Gerdas Schweigen“ geht den Fragen nach: welche langfristigen, tragischen Folgen haben die Verbrechen der NS-Zeit der 30er und frühen 40er Jahre des 20. Jahrhunderts über Jahrzehnte gezeitigt und welche ungeahnten Erkenntnisse bringen sie im Jahre 2014 ans Licht! Die Ereignisse bis 1941 einerseits – und die Folgegeschichte bis 2014 andererseits – mit offenem Ausgang. Gerdas Umgang mit ihrer furchtbaren Geschichte, ihr Schweigen, ihre Verdrängung – wird unter Einbeziehung von Susans Perspektive beleuchtet.

Dieser beeindruckende Film soll nun, im Jahre 2016, auch Schülern des gesamten Landkreises Mecklenburgische Seenplatte zugänglich gemacht werden. Geplant sind zehn Projekttage an verschiedenen Schulen und Jugendeinrichtungen, um über den Film „Gerdas Geheimnis“ mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Beleuchtet werden sollen dabei die Themenfelder der geschichtlichen Aufarbeitung und Erinnerungskultur. Infolge der Diskussionen über diese Sachverhalte soll eine Verbindung zwischen den Entwicklungen während der Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945 zu der heutigen Zeit hergestellt werden. Was bedeuten Antisemitismus und Diskriminierung in der heutigen Zeit? Warum ist es lohnenswert, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen? Was können wir an diesem Beispiel lernen?

Projektziele: Neben der Förderung interkultureller Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen, können hierbei auch Begegnungen zwischen verschiedenen Generationen und Kulturen hergestellt werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der rechtsextremistische, antisemitische, kurz: menschenfeindliche Bewegungen immer mehr Zustrom bekommen, ist es wichtig, Kinder und Jugendliche über die fatalen Folgen von Extremismus aufzuklären und sie für andere Kulturen, Lebenswürfe sowie Religionen zu öffnen.

Im Rahmen des Projektes sollten die Heranwachsenden nicht nur an das Thema kulturelle und geschichtliche Identität herangeführt werden, sondern sich mit Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus beschäftigen. Neben antirassistischer Bildungsarbeit sollte auch eine Sensibilisierung stattfinden.

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