„über.wunden 2020“ – Entwicklung einer Erinnerungskultur an das Ende des 2. Weltkrieges in Demmin

Projektträger: Evangelische Kirchgemeinde Demmin

Projektinhalte: Das Kriegsende 1945 hat an vielen Orten zu Vergewaltigungen, Selbst- und Kindsmorden geführt – in besonderem Ausmaß in Demmin. Mit einer Vielzahl von Projekten soll 75 Jahre nach Kriegsende versucht werden, eine gesellschaftliche Erinnerungskultur an das Kriegsende und entsprechende Narrative zu entwickeln, auch um damit demokratiefeindlichen Deutungen entgegen zu wirken.

Die Auseinandersetzung mit den Themen Krieg, Trauma und Versöhnung soll auf einer breiten gesamtgesellschaftlichen Basis geführt werden. In einem der Teilprojekte soll mit Kindergarten- und Vorschulkindern eine Kleinserie Briefmarken erarbeitet werden, die dann in Druck geht und breite Verwendung finden soll. Wie lässt sich Versöhnung bildlich so darstellen, dass sie auf einer Briefmarke erkennbar ist? In einem Workshop erarbeitet eine ausgebildete Designerin mit den Erziehern in der KiTa und den Kindern entsprechende Vorschläge. Durch zwei Publikationen sollen das „Demminer Trauertuch“, eine 2×12 Meter große Patchworkarbeit von 50 Beteiligten, und die Malaktion der Künstlergruppe „Norddeutsche Realisten“ bei Ihren Besuch an Demminer Traumaorten kuratiert, bekannt gemacht und als Baustein der Erinnerungskultur zur Nachahmung und kritischen Diskussion empfohlen werden. Beide Publikationen sollen die Auseinandersetzung mit dem Thema „Trauma und Enttraumatisierung“ auf breiter gesellschaftlicher Basis würdigen und fördern.

Als weiterer Baustein der Erinnerungskultur soll in mehreren Workshops von fundierte Experten im Gespräch mit der interessierten Bevölkerung Bausteine eines Gedenkrituals für das jährliche Gedenken an das Kriegsende (nicht nur in Demmin) entwickelt werden. Das so entstehende Narrativ soll demokratiefeindlichen Tendenzen in Demmin, die sich immer wieder versuchen der Erinnerungskultur zu bemächtigen, entgegengesetzt werden und einen heilsamen Beitrag bei denen ermöglichen, die mit den transgenerationalen Traumafolgen des Krieges und Kriegsendes in Demmin bis heute zu tun haben. Hierfür sind wichtige Experten aus der Region eingeladen (Ritual- Traumaforscher) sowie ein Experte für Rituale nach traumatischen Ereignissen (wie zum Beispiel der German-Wings-Katastrophe). Das in den Workshops erstellte Material soll ausgestellt, diskutiert und publiziert werden.

Mit breiter gesellschaftlicher Beteiligung sollen als Baustein der Erinnerungskultur Elemente der Versöhnungsarbeit entwickelt werden: Wie kann Versöhnung heute praktisch aussehen, zum Beispiel zwischen den für Demmin relevanten ehemaligen Kriegsgegnern Russland und Deutschland? Wie kann Versöhnung mit der je eigenen Biografie gelingen? Wie kann ein „healing of memories“ für Demmin gelingen? Dies geschieht unter Anleitung der internationalen Versöhnungsbewegung von Coventry. Über die Auseinandersetzung mit dem Kriegsende und die Versuche künstlerischer Bewältigung soll ein Dokumentarfilm entstehen, der vor allem die innere Auseinandersetzung dokumentieren soll. Hierfür konnte der namhafte Dokumentarfilmer Tom Salt gewonnen werden, der sich bereits mit ähnlichen Projekten einen Namen gemacht hat. Der Film soll zum Gespräch anregen. Alle Konzeptbausteine werden im 75. Gedenkjahr an das Ende des Zweiten Weltkrieges gesellschaftlich und medial gute Beachtung finden und heilsame Wirkung entfalten. So kann Demokratie gelebt werden – Hilfreiche und heilsame Erinnerungskultur lässt sich nicht verordnen.

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